Zu Donald Trumps Corona-Infektion kursieren alle möglichen Gerüchte. So wird die Erkrankung mit Wahlkampftaktiken in Verbindung gebracht – von der Suche nach Mitleid bis hin zum Versuch, das Wahldatum zu verschieben. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Trump gibt sich gerne stolz auf das, was er für die US-Wirtschaft erreicht zu haben für sich in Anspruch nimmt: Sicher hat die vom Kongress verabschiedete Unternehmenssteuerreform von 2017 Arbeitsplätze und auch Investitionsanreize in den USA geschaffen. Auch für deutsche Unternehmen ist die USA als Standort attraktiver geworden, zum Teil auch, weil man dann keinen im Handelskrieg drohenden Import-Zöllen unterliegt.
Wenn der große US-Binnenmarkt boomt, haben alle etwas davon, insbesondere auch die deutschen Exporteure und Unternehmen mit Direktinvestitionen in den USA. Aus der Perspektive deutscher Unternehmen wird nun die in unserem letzten Blog nach der Fernsehdebatte angesprochene Unsicherheit über den Wahlausgang noch verschärft durch die ungeklärten Verhältnisse, wann die Wahl stattfinden und wer für die Republikanische Partei ins Rennen gehen wird. So verwundert es nicht, wenn die Börsenkurse Ende letzter Woche auf die Nachricht von der Infektion hin kurzfristig um mehr als 1% gesunken waren.
Ein erneuter Einbruch auf dem großen US-Binnenmarkt aufgrund der Unsicherheiten um die US-Präsidentschaftswahlen würde den positiven Effekten der im gerade abgeschlossenen 3. Quartal 2020 festzustellenden starken Zunahme an M&A Transaktionen entgegenwirken. Dieses Wachstum betrifft insbesondere strategische Fusionen börsennotierter Unternehmen und Investitionen von Private Equity Fonds. Mit einem Anteil von 15% am gesamten M&A-Markt haben diese das höchste Niveau seit dem Boom der leveraged buyouts in 2007 vor dem Ausbruch der Finanzkrise erreicht. Diese Dynamik hatte mit ihrer Breitenwirkung auf die Weltmärkte auch für die exportstarken deutschen Unternehmen positive Auswirkungen. So zeigen die Statistiken eine deutliche Erhöhung von Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in den USA seit der Corona-Starre vom Frühjahr 2020. Was US-Unternehmen betrifft, sind ähnliche Entwicklungen zu erwarten, zumal bisher nach China gerichtete Investitionen auch nach Deutschland umgeleitet werden können. Dies gilt natürlich nur, soweit der regionale Bezug der Investition nicht im Vordergrund steht.